Knieendoprothesen

Endoprothesen des Kniegelenks

Sollte das Kniegelenk völlig verschlissen sein oder die Stabilität der Bänder einen Teilersatz (z.B. Hemischlitten, Episealer, PF-Prothese) nicht mehr möglich machen, wird eine Knie-Totalendoprothese (in den meisten Fällen nur ein „Oberflächenersatz“) notwendig. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten. Die Bandbreite reicht vom normalen Ersatz bis hin zu scharnierähnlichen Prothesen.

Für jeden einzelnen Fall wird das entsprechende Implantat ausgewählt und individuell auf die Notwendigkeiten der PatientInnen hin ausgelegt. Hier möchten wir nur die Prothesen erwähnen, die am häufigsten sind: Mobile bearing und fixed bearing.

Unity Knieprothese
© Firma Corin - Modell Unity CR/ PS
Drei Komponenten Knieprothese
© Firma Smith & Nephew

Abhängig vom Grad des Gelenkverschleißes und den Beschwerden wenden wir das für Sie und Ihr Gelenk optimal passende Implantat an. Ob bei einem kleinen oder großen Schaden an den Kondylen, hinter der Patella oder dem ganzen Gelenk - es gibt für jeden Grad der Schädigung eine individuelle Lösung. Wir wenden auch hier unser Stufenschema an, immer von der kleinstmöglichen Variante ausgehend. Denn grundsätzlich kann man sagen, je kleiner das Implantat, desto schneller ist die Rehabilitation und desto natürlicher bleibt das Gelenk.

All diese Prothesen sind immer vorrätig, so dass man auch während eines Eingriffes noch Änderungen durchführen kann. Somit wird weder der Operationsverlauf, noch die OP-Zeit beeinträchtigt.

Sollten PatientInnen eine Allergie auf ein Metall haben (z.B. Nickel) wird ein hypoallergenes Implantat gewählt (Beschichtung aus Titan)

Knieprothese aus Titan Bild 1
Knieprothese aus Titan Bild 2
Knieprothese aus Titan Bild 3
© Firma Implantatcast GmbH

Individuelle Knie-Prothese

Seit 2009 gibt es die Möglichkeit, individuell angefertigte Knieendoprothesen einzubringen. Aber die so genannte „individualisierte Prothese“ drückt stark in den Markt! Wir bieten diese für die PatientInnen individuell hergestellte Methode seit 2010 an.

Wir haben viele Dutzende dieser Prothesen implantiert, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass sie den PatientInnen keine bessere Beweglichkeit bringen und auch nicht genauer zu platzieren sind. Mit diesem Verfahren ist die Genauigkeit der Versorgung nicht besser!

Bei der Vorgehensweise dieser Individualprothese benötigt man (je nach Implantathersteller) ein speziell durchzuführendes CT oder MRT des jeweiligen Kniegelenks. Danach werden die Daten direkt zum Prothesenhersteller gesandt. Von diesem erhalten wir dann einen OP-Vorschlag, den wir am Computer vorplanen, Achsen und Winkelstellungen korrigieren und schließlich die individuelle Prothese bestellen. Das heißt also, wir haben den „Fall“ schon am Computer operiert und wissen schon vor dem Eingriff, wie das Kniegelenk nach der OP aussieht.

Leider sind Mehrkosten mit dieser Methode verbunden, die von den PatientInnen selber getragen werden müssen (derzeit über tausend Euro); aus unserer doch recht großen Erfahrung von über 4500 Prothesen lohnt es sich aber nicht!

Was ist eine Knieprothese?

Eine Knieprothese oder auch Knie-TEP ist im Wesentlichen ein Oberflächenersatz mit dem der verschlissene Knorpel ersetzt wird. Deshalb spricht man auch von einem Oberflächenersatz-Implantat. Das Kniegelenk wird somit nicht vollständig ersetzt, sondern nur die beschädigte Oberfläche des Knochens. Das Kniegelenk selbst bleibt erhalten und besteht aus einer Vielzahl stabilisierender Bandstrukturen, der Kniegelenkskapsel, Muskeln, Faszien und dem gesamten umgebenden Gewebe. Durch das Implantat selbst können jedoch auch größere Fehlstellungen, wie ein X- oder ein O-Bein korrigiert werden. Nach einer Knieendoprothese sollte immer ein relativ gerades Bein bestehen.

VIDEO VK1

Seit einigen Jahren wird das Konzept eines “physiologischen Alignements” verfolgt, d.h. bei einer ausgeprägten Fehlstellung wird diese nicht vollständig korrigiert, sondern eine geringe Restabweichung erhalten. Dies erklärt sich am besten mit PatientInnen, die seit Jahrzehnten eine O-Bein-Fehlstellung hatten und nun in den letzten Jahren eine Kniearthrose entwickelt haben, was in der Regel zu einer Zunahme der Fehlstellung und somit zu einer vermehrten O-Bein-Stellung führt. Hier konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, dass diese PatientInnen mit einer sehr geringen O-Bein-Fehlstellung nach einer OP besser zurechtgekommen sind, als solche PatientInnen mit einem ganz geraden Bein.

Wann muss ein Kniegelenk ersetzt werden?

Ein Kniegelenkersatz ist dann notwendig, wenn die Einschränkungen im Alltag und die Schmerzen zu ausgeprägt sind. Bei einer OP-Planung ist es wichtig, sich für die PatientInnen ausreichend Zeit zu nehmen und gemeinsam mit ihnen zu überlegen, was für sie im Alltag wichtig ist. Hindern die Knieschmerzen Sie schon seit längerer Zeit an gesellschaftlichen oder sozialen Ereignissen teilzunehmen? Schmerzen werden von PatientInnen sehr unterschiedlich wahrgenommen. Für die einen sind Schmerzen im Alltag “normal”, da sie beispielsweise seit Jahren unter Rückenschmerzen leiden. Für andere ist jede Art von Schmerzen nicht akzeptabel. Falls die Beschwerden ein relativ geringes Niveau haben, müssen insbesondere nicht-operative schmerzreduzierende Therapien besprochen werden. Selbst wenn es eine regelmäßige, aber moderate Schmerzmedikation ist.

Grundsätzlich ist die Einnahme von 2 Schmerztabletten in der Woche über einen bestimmten Zeitraum hinweg sicherlich als unproblematisch zu sehen, wenn dadurch die Beschwerden deutlich gebessert werden oder die Einschränkungen im Wesentlichen wegfallen. Auch vor einer längeren Wandertour ist die Einnahme von einer Tablette sicherlich gut möglich, wenn man dann diese schmerzfrei genießen kann. Falls jedoch mehr Beschwerden auftreten oder das Gelenk für längere Zeit deutliche Nachwirkungen zeigt, muss die Therapie geändert und entsprechend angepasst werden.

Es gibt allerdings einige wichtige Orientierungspunkte bei denen eine Operation sicherlich die Therapie der Wahl ist: An erster Stelle stehen nicht akzeptable Schmerzen und hier vor allen Dingen nächtliche Schmerzen, die mit einer Störung des Nachtschlafes einhergehen. An zweiter Stelle steht aus meiner Sicht die mechanische Instabilität bzw. das Wegknicken oder Wegsacken auf der Treppe, das durchaus ein relevantes Sturzrisiko mit sich bringt.

Wie läuft die OP beim Einsatz einer Knieprothese ab?

Auch bei dem Kniegelenk sollte ein minimalinvasives Operieren heutzutage Standard sein. Auch wenn potenziell viel weniger Muskeln und Sehnenansätze geschädigt werden können gibt es ganz erhebliche Unterschiede in dem operativen Vorgehen. Wir verwenden zusätzlich eine Robotertechnologie bei der das Kniegelenk zunächst exakt vermessen wird. Es wird ein dreidimensionales Modell im Computer erstellt und der entscheidende Vorteil ist, dass die Bandspannung bei Bewegung über Sensoren aufgenommen wird und somit in die Planung einfließt. Dies ist als absolutes Novum zu sehen und wird so von keiner anderen Robotertechnologie umgesetzt. Hintergrund ist, dass das Kniegelenk im Vergleich zu anderen Gelenken fast ausschließlich mit einem sehr komplexen Bandapparat funktioniert. Und genau das setzt diese Technologie um. Das Implantat wird an dem vorhandenen Bandapparat optimal angepasst und nicht ausschließlich an den Knochen. Genau dies können sämtliche andere Robotertechnologien nicht leisten.

Wie geht es nach der Knie-OP weiter?

Nach der Knie-OP schließt sich in der Regel ein fünftägiger Krankenhausaufenthalt an gefolgt von einer ambulanten oder stationären Rehabilitation. Ob die Rehamaßnahme direkt im Anschluss erfolgt, muss von Fall zu Fall entschieden werden. So kann es durchaus medizinisch sehr sinnvoll sein, 1 bis 2 Wochen zu Hause zu sein, um den “Operations-Reiz”, also die Schwellung, Überwärmung, Schmerzen, etc. noch abklingen zu lassen. In dieser Zeit sollte nur eine moderate Bewegungstherapie erfolgen. Manchmal ist es schon ausreichend, die Übungen, die während des Krankenhausaufenthaltes erfolgt sind, zu Hause zu wiederholen. Dazu kann ggf. ergänzend eine ambulante physikalische Therapie, wie z.B. eine Lymphdrainage sinnvoll sein. Der Vorteil hierbei ist, dass eine Rehamaßnahme wesentlich effektiver und sinnvoller erfolgen kann, wenn die Operation schon 2 bis 3 Wochen zurück liegt. Viele PatientInnen sehen es oftmals als Nachteil, wenn sie nicht gleich im Anschluss an ihren Krankenhausaufenthalt in die “Reha” können. Doch eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall und die PatientInnen profitieren erheblich von der "Reha", wenn erstmal der Reizzustand abgeklungen ist. Natürlich kann bei PatientInnen mit anderen Erkrankungen oder einer fehlenden häuslichen Versorgung die direkte Verlegung in eine stationäre Reha-Klinik die bessere Entscheidung sein, denn in der ersten Woche nach der Operation benötigen Sie für die Bewältigung Ihres Alltags - wie z.B. Einkaufen, Wäsche waschen, Kochen, etc. - noch viel Unterstützung oder Sie brauchen einfach Ruhe, die Sie zu Hause nicht haben oder nicht bekommen können.

In den allermeisten Fällen ist nach Beendigung der 3 bis 4 wöchigen Reha keine weitere Therapie mehr zwingend notwendig. Ich empfehle hier zunächst einmal zu Hause die erlernten Übungen fortzuführen und sich dann mit dem Operateur abzusprechen, ob und in welchem Rahmen eine weitere Therapie notwendig ist.

Weiter Kontrollen führe ich 12 Wochen nach der Operation durch, da dies der Abschluss der primären Heilungsphase ist. Soll heißen, die Kapsel ist soweit stabil verheilt und es hat sich ein primäres Gelenkmilieu gebildet. Eine Einheilung des Implantates an den Knochen ist bei Knieprothesen in der Regel nicht notwendig, da diese fast ausschließlich mit einer dünnen Zementschicht fixiert sind. Ab diesem Zeitpunkt können fast alle aktiven und sportlichen Tätigkeit auch wieder begonnen werden.

Ich biete meine PatientInnen dann an, sich insbesondere auch im Laufe des ersten Jahres bei Fragen zur Belastbarkeit und zu möglichen Aktivitäten direkt bei mir zu melden. Diese Fragen kommen bei vielen Menschen auf und es ist wichtig, hier einen guten Ansprechpartner zu haben.

Ein Jahr nach der Operation ist eine nochmalige Kontrolle vorgesehen. Hierbei wird sowohl die Gelenkfunktion als auch die Muskelkraft überprüft. Wichtig ist aber auch zu untersuchen, ob sich das Gangbild wieder vollständig normalisiert hat.

FREUDE AN DER BEWEGUNG!

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